Samstag, 11. September 2010

Der letzte Mohikaner

Ja, das ist schon etwas komplexer. Ich kenne viele Literaturverfilmungen. Es gibt sehr gute werkgetreue wie die "Buddenbrooks" von Franz Peter Wirth oder "Krieg und Frieden" von Sergej Bondartschuk. Es gibt kongeniale wie die "Blechtrommel" von Volker Schlöndorff. Aber bislang war mir noch nie eine untergekommen, die absolut gegen die literarische Vorlage inszeniert worden wäre. Ich hatte den Film schon lange auf der Liste "Mußte auch mal gucken". Aber was mir dann widerfuhr, war doch unfaßbar. Ich hatte letztens den "Letzten Mohikaner" in der neuen und vollständigen Übersetzung von Martin Engelmann (Aufbau-Verlag) gelesen. Eine denkwürdige Erfahrung übrigens, sehr empfehlenswert. Und nun wollte ich mein Film-Defizit beheben. Das Erlebnis war faszinierend. Außer der grundsätzlichen Geschichte und den Hauptcharakteren hat der Film absolut gar nichts übernommen. In Wort und Sinn ist die Geschichte gegen den Strich gebürstet worden. Es war so, als ob Cooper und Michael Mann zwar die gleiche Geschichte erlebt, aber wie Augenzeugen gelogen hätten. Ich bewundere Mann dafür. Ja, so den Geist einer Geschichte lebendig zu erhalten, bei vollkommen konträrer Erzählhaltung: that's the spirit. Dazu noch Russell Means und Wes Studi in Hauptrollen. Da lernt man Charisma gänzlich neu zu buchstabieren. Mir war ja eh so, daß Cooper Magua zwar permanent mit abwertenden Epitheta belegt, aber er ihm doch der liebste Charakter war. Was ich überaus befürworte und im übrigen sage: Schaut auf diesen Film!

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