Montag, 27. September 2010

Robin Hood

Es fällt mir einigermaßen schwer, einen Film von Ridley Scott zu verreißen, denn selbst die schlechtesten von ihnen sind immer noch besser als der gängige Hollywood-Mainstream. Angesichts des lausigen Kinojahrgangs heuer muß man ja noch regelrecht dankbar sein. Trotzdem muß ich sagen, daß es ein miserabler Film ist. Nachdem er mir im Kino lausig vorkam, ist der Director's Cut auf DVD nur unwesentlich besser. Es liegt nicht einmal an technischen Unzulänglichkeiten. Das ist sauber runtererzählt, wie eben so ein jump-and-run-movie nun einmal ist. Auch den unvermeidlichen Russell Crowe nehme ich gern in Kauf, wenn er möglichst wenig Text hat und nur seine Bud-Spencer-Routine runterspult. Aber der Film ist gleichzeitig derartig gegen die historischen Tatsachen gebürstet, ohne doch ganz auf die Legende zu setzen, daß ich fortlaufend seufzte und mich in Fremdschämen üben mußte. Das ist alles so straight und langweilig und von albernen nationalen Legenden durchsetzt wie eine schlecht gemachte Dokumentation aus der Fernseh-Steinzeit. Schön fotografiert, das ja. Erkennbar ein spinn-off von "Kingdom of Heaven". Ja, das ist es überhaupt: "Kingdom of Heaven" für Arme. Schade drum. Eine Verschwendung von Cate Blanchett und Max von Sydow. Schwamm drüber.

Henri 4

Auf diesen Film war ich richtiggehend neugierig. Ich mag den zu unrecht unterschätzten Heinrich Mann sehr und dies hier ist die Verfilmung seines opus magnum "Henri Quatre". Ich bin ja sonst betreffs Literaturverfilmungen gespaltener Meinung. In diesem Fall gibt es ein veritables Wunder zu bestaunen. Nicht nur, daß es ein deutscher Film mit historischem Sujet ist, sondern es ist außerdem noch ein guter Film. Wer es nicht wissen sollte: es geht in Buch und Film um die Lebensgeschichte Heinrich IV. von Navarra und später Frankreich. Außerdem um die Frage der gerechten Regierung und, bedingt durch die Entstehungszeit, auch um Fragen des Widerstands und des gerechten Krieges. Die damals (1935/38) virulenten Probleme sind obsolet und kommen auch im Buch nur unterschwellig vor. Man kann sie getrost vernachlässigen. Die oft angeführten angeblichen Stalin-Bezüge sind einfach Quatsch. Genausogut könnte man Bezüge zu Cagliostro oder dem Dalai Lama im Buch finden. Es werden allgemeinmenschliche Fragen behandelt, die immer Gegenwartsbezüge erlauben. Die beiden Bücher sind übrigens sehr lesenswert und werden von mir ausdrücklich empfohlen. Sie gehören zum besten was an historischen Romanen überhaupt verfaßt wurde und lassen sich mühelos mit Thomas Manns "Joseph und seine Brüder" messen. Der Stil ist natürlich anders, rationaler, "französischer". Heinrich Mann eben. Zum Film: Es ist ein wenig vermessen, einen Roman von rund 1600 Seiten auf einen zweieinhalbstündigen Film einzudampfen. Natürlich muß massiv gekürzt werden, natürlich hat so eine Biographie im Kurzdurchlauf etwas von einer Nummernrevue. Aber trotzdem gelingt es dem Regisseur Jo Baier die disparaten Teile zusammenzuhalten. Ich weiß natürlich nicht, wie es jemandem geht, der von jener Epoche der französischen Geschichte zwischen 1563 und 1610 nur Schulkenntnisse hat. Vermutlich fällt die Orientierung schwer. Da ich (zu meinem großen Vergnügen übrigens) auch Robert Merles "Fortune de France" gelesen habe, kenne ich die Protagonisten fast wie Familienangehörige und die Zusammenhänge erschließen sich leicht. Ja, mehr noch. Es hat mich unglaublich verblüfft, daß Jo Baier und Gernot Roll immer wieder an Schlüsselszenen genau die optischen Lösungen wählten, die ich beim Lesen vor Augen hatte. Das heimatliche Bearn, der Louvre in seinem damaligen Zustand, die Ermordung Colignys, die Begegnung mit Gabrielle d'Estrees undsoweiter undsofort. Es war richtig gespenstisch. Und faszinierend zugleich. Herausragend auch die schauspielerischen Leistungen: Ulrich Noethen als Charles IX. spielte oscarreif. Auch Hannelore Hoger als Katharina von Medici war von einer beeindruckend kalten Bösartigkeit. Julien Boisselier macht seine Sache als Henri auch ganz großartig. Ich bin ausnahmsweise mal rundum zufrieden. Mehr davon, s'il vous plait.

Sonntag, 12. September 2010

Shutter Island

Tja, was soll man sagen? Wow, wow, wow vielleicht? Gucken machen! Pflicht!

Samstag, 11. September 2010

Der letzte Mohikaner

Ja, das ist schon etwas komplexer. Ich kenne viele Literaturverfilmungen. Es gibt sehr gute werkgetreue wie die "Buddenbrooks" von Franz Peter Wirth oder "Krieg und Frieden" von Sergej Bondartschuk. Es gibt kongeniale wie die "Blechtrommel" von Volker Schlöndorff. Aber bislang war mir noch nie eine untergekommen, die absolut gegen die literarische Vorlage inszeniert worden wäre. Ich hatte den Film schon lange auf der Liste "Mußte auch mal gucken". Aber was mir dann widerfuhr, war doch unfaßbar. Ich hatte letztens den "Letzten Mohikaner" in der neuen und vollständigen Übersetzung von Martin Engelmann (Aufbau-Verlag) gelesen. Eine denkwürdige Erfahrung übrigens, sehr empfehlenswert. Und nun wollte ich mein Film-Defizit beheben. Das Erlebnis war faszinierend. Außer der grundsätzlichen Geschichte und den Hauptcharakteren hat der Film absolut gar nichts übernommen. In Wort und Sinn ist die Geschichte gegen den Strich gebürstet worden. Es war so, als ob Cooper und Michael Mann zwar die gleiche Geschichte erlebt, aber wie Augenzeugen gelogen hätten. Ich bewundere Mann dafür. Ja, so den Geist einer Geschichte lebendig zu erhalten, bei vollkommen konträrer Erzählhaltung: that's the spirit. Dazu noch Russell Means und Wes Studi in Hauptrollen. Da lernt man Charisma gänzlich neu zu buchstabieren. Mir war ja eh so, daß Cooper Magua zwar permanent mit abwertenden Epitheta belegt, aber er ihm doch der liebste Charakter war. Was ich überaus befürworte und im übrigen sage: Schaut auf diesen Film!

Männer, die auf Ziegen starren

Nein. Ein paar bekiffte Vollidioten werden die Welt nicht retten. Die Realität ist schon etwas komplizierter.

Sonntag, 5. September 2010

Out of Africa

Mich verbindet mit diesem Film eine intensive Haßliebe. "Ich hatte eine Farm in Afrika...", ja, Meryl Streep, no, no, no. Diese Frau hat die Ausstrahlung einer sadistischen Lehrerin mit chronischer Verstopfung. Und doch. Der Film hat etwas. Sydney Pollack ist seit "Nur Pferden gibt man den Gnadenschuß" einer meiner Favoriten. Er hat es eben drauf, auch wenn ich nicht beschreiben könnte woran es liegt. So ist das eben. Es ist sehr leicht, einen guten Film herauszufinden. Es ist sehr schwer zu sagen warum eigentlich. Man muß nicht alles wissen. Fahren wir also zu den Ngong-Bergen und bilden uns ein, daß der Kolonialismus eigentlich gar nicht so schlimm war. Oder, Ma'am Sahib?

Samstag, 4. September 2010

Couchgeflüster

Okay. Ich bin nicht 23. Stellen wir uns mal vor, ich wär es. Ich schlepp also Uma Thurman als meine Braut an. >diabolisches Gelächter, Jehova kriegt einen Schreikrampf.< Und das einzige, was der präsumptiven Schwiegermutter einfällt ist "Scheiße!"? That's Hollywood.
(Im übrigen ein netter Film. Aber wann wäre ein Uma-Thurman-Film das nicht gewesen?)
Klappe.

Percy Jackson

Ich hatte natürlich keine übertriebenen Erwartungen an dieses Popcorn-Spektakel. Mir ist ja nichts menschliches fremd. Ich glaube, mein meistgesehener Film der letzten Jahre war "Die Mumie". Ich bin gern bereit, das Gehirn an der Gardarobe abzugeben, wenn es nur ein ordentliches Spektakel gibt und es in sich stimmig ist. Leider muß man sagen, daß das bei "Percy Jackson" nicht der Fall ist. Oh, das Spektakel ist durchaus vorhanden. Schon die Idee, daß die olympischen Götter noch unter uns weilen könnte aus allerhand komischen und absurden Situationen Funken schlagen. Wenn nur ein bißchen mehr Terry Pratchett und weniger Walt Disney im Drehbuch gesteckt hätte. So blieb es bei der erwartbaren coming-of-age-Story mit Internatshintergrund und family values. Das Ganze eben mit etwas antikem Dekor und viel CGI. Ein paar hübsche Gags gab es schon am Rande: Medusas Höhle heißt "Auntie M's Garden Emporium", auf dem Weg zum Hades wird "Highway To Hell" gespielt, in Charons Händen verbrennen die Greenbacks ("In God We Trust") und es wird nur ehrliche attische Münze akzeptiert. Lauter so Sachen eben die zeigen, daß mehr möglich gewesen wäre. Rosario Dawson ist Persephone. Bei ihrer ersten Begegnung mit unseren Helden kommt folgende Stelle: "Ich habe noch nie....", Pause, ein Blick, der einen Hardcore-Schwulen schwankend machen könnte, "... mit einem Satyr..." noch eine Pause, noch ein Blick, "... geredet." Dafür lohnt es sich, den Film zu gucken. Ansonsten ist die Story vorhersehbar wie eine Maggi-Tütensuppe und bei den scheußlichen hölzernen Dialogen habe ich einen Rekord in Fremdschämen gebrochen. Allerdings bin ich duldsam. Ich habe mein Interesse für die Geschichte auch bei schundigen Historien-Romanen entdeckt. Man muß halt an die Zielgruppe denken. Und wenn nur ein paar Teenager ihr Interesse für die Antike entdeckt haben sollten, dann ist mir der übrige Schmonzes schon recht.